Faktisches zur Entstehungsgeschichte eines Maddrax-Romans.
(Hier geht es zu den Eckdaten von ... MX454 – Barbarische Zeiten)
Ach ja, da gibts noch Anmerkungen ...
Auch dieser Bericht war bis zum 28.11.2017 Teil eines "Eckdaten-Posts". (Aus Gründen der Übersicht habe ich diese Eckdaten und meine Anmerkungen zum Roman nun getrennt.) – Es ist nun eine erweiterte Fassung.
Wichtig:
Der nachfolgende Text wird Spoiler zum Roman enthalten. Am besten ihr habt ihn bereits gelesen. Falls ihr keine MX-Leser seid, solltet ihr diesen Umstand beheben; Maddrax ist eine coole Mischung aus Postapokalypse, Fantasy, Horror und SciFi im Serienformat, die im 2-Wochen-Abstand neue Abenteuer bietet.
Zeiten - nie waren sie barbarischer
Ich schleiche um den Schreibtisch herum, fang zu putzen an, lösche hunderte von Spam-Mails ... und habe Angst davor, Patchwork zu öffnen.
Nur die nackte Panik vor der riesigen Menge ungeschriebener Zeichen lässt mich die Manuskriptdatei anlegen. Wenn ich nach einer Stunde feilen an der Rota (dem Einstieg auf der ersten Seite des Romans) 800 Zeichen hab, sind noch immer 180.000 offen ...
Warum muss der Anfang eines Romans immer so schwierig sein???
„Barbarische Zeiten“ ist der erste Maddrax nach Blendwerk (erster Band meiner eigenen Fantasy-Serie), und meine Schreibe hat sich definitiv verändert; ich bin langsamer geworden. Brachte ich es vor einem Jahr bei der Rohfassung noch auf 5.000 Zeichen/Stunde, sank diese auf 3.500 Zeichen. Trotzdem bin ich zufrieden, denn die Qualität des Outputs ist gestiegen. 🙂
Das merke ich daran, dass es mir immer schwerer fällt, Figuren in meinen Romanen zurückzulassen. Ich weiß, was sie in die Geschichte geführt hat, hab sie ein Stück durch die Hölle begleitet, und will selbst am Ende des Abenteuers wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Während der barbarischen Zeiten war es besonders schlimm.
Der Cast
Ich hatte die Gelegenheit viele coole und eigentümliche Figuren zu berufen. Sei es in der Serien-Gegenwart, als auch in der Gründungszeit der Kontras. Ich mochte die Arschlöcher, die Getriebenen, die Missverstandenen und die Idealisten. Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich einen derart großen Cast an Figuren noch in keinem anderen Maddrax.
Übernommen habe ich: Aruula, Xaana, Maltuff, Klapok und Niavko.
Neue Figuren: Nezzun, Doorma (harhar), Nanooki, Reevus, Loccetar, Endomazz, Luumo, Vauger, Kumlarzz, Boraalis, Draggnon, Andarann, Lunznur, Inusmat, Bruccat, Haccsto ... - Hatte ich schon mal irgendwo erwähnt, dass ich gerne Namen und Sachen erfinde? 😉
Ich bin froh, dass ich Vokatulp zu einer letzten Ehrung verhelfen konnte (habe ihn in MX432 kreiert), schließlich wusste ich um das Schicksal, das mein Autorenkollege Ben Calvin Hary für ihn im Sinn hatte ... *Grmbl*
Spoiler zu MX 458: Angeblich hat Vokatulp den Freitod gewählt, aber das kann ich nicht glauben. – Vermutlich brockte ich Ben deshalb den Sicherheitsbeauftragten „Kumlarzz“ ein. Bis heute kann er sich den Namen nicht merken ... *harhar*
Handhabung der Handlung
Es gibt mehrere Handlungsstränge. Beim Schreiben der Rohfassung arbeite ich immer einen Strang fertig aus, und kümmere mich danach um den nächsten. Bei „Barbarische Zeiten“ dachte ich immer: „Diese Storyline gefällt mir unerwartet gut, aber die nächste wird halt ein Füller.“ – Beim Schreiben dieser nächsten Sequenz dachte ich dasselbe ...
Auch in dieser Kategorie fordert MX454: Aruula und Xaana gehörte ein Handlungsstrang, der sich aber aufspaltete. Die Handlung um die junge Kontra Inusmat teilte sich ebenfalls und traf auf Aruula. Dann gab es noch die Vergangenheits-Handlung der Kontras und ein paar Kapitel der Linientreuen in der Gegenwart.
Da kamen mir schonmal Bedenken, ob ich es mit der Komplexität nicht übertrieben hab. 🙂
Erfindungen und Recherchen
Aruula, die Barbarin. Wir alle kennen sie; ich bin sogar schon ein paarmal in ihre Haut geschlüpft (hehe). Aber hier ging es darum, die Kriegerin an ihren Anfang zurückzuführen. Und das ist nun mal einige Jahre her. Ich musste einiges nachlesen, damit ich die junge/alte Aruula wieder vor Augen hatte.
Auch in Lucys MX449 war intensives Reinlesen gefragt. Sie führte darin Novis ein; die Landschaft, Namensgebungen, Technologien ... Mein Anschluss musste passen und sollte sich nicht wiedersprechen. - Dafür durfte ich die wunderbar vielfältige Vergangenheit von Novis aka Lemmas erschaffen. Ich liebe diesen Ort!
Ein weiterer Recherchemoment war das Basteln einer Überlebenswaffe; was konnte und sollte sich Aruula zurechtschnitzen? Mit Google und Youtube hab ich mich an die Lösung herangearbeitet – und im Endeffekt waren es nur ein paar Zeilen im ganzen Roman. *seufz*
Darlings
Meine Lieblingsstellen aufzuzählen, würde den Umfang dieses Posts sprengen. Nur so viel: An die Szene der drei nackten Kontras, die sich mit gezogenen Waffen gegenüberstehen, muss ich immer wieder kopfschüttelnd zurückdenken. So war das nie geplant, das passierte einfach und ich musste dabei zusehen ... Meine Figuren haben echt einen an der Klatsche!
Mein Lieblingszitat am Ende des Romans (eigentlich der gesamte Epilog, aber der ist dann doch ein bisserl zu lange):
In wenigen Runden kommt der Tod zu mir und ich werde zu Energie konvertiert. Aber bis zum Ende meiner Rotationen bleibt mir Lemmas unvergessen. Die Vielfalt seines Lebens, die Stachelwälder und die Lichtbrechungswiesen. Und selbst wenn ich nur noch Energie bin, werden majestätische Riesen über die Ebene stapfen und flirrende Wolken aus Insekten atmen.
Datenwust
An siebzehn Tagen schrieb ich die 211.207 Zeichen der Rohfassung und reduzierpolierte sie innerhalb von sieben weiteren auf 196.835 Zeichen.
Wenn ich jetzt Kapiteltitel wie „Heldenauszeit“ lese, find ich es richtig schade, dass im Heftroman nur Platz für *** ist ...
Ungeschlossen: Aktenzeichen MX/454
Mein zweiter Werkstattbericht, heftig in der Überlänge (wie meine letzten MX-Romane) und zum ersten Mal ein Zweiteiler ... #husthusträusper
Es wird ein weiterer Blog-Post zu Erkenntnissen und Vorkommnissen im Zuge der barbarischen Zeiten kommen. Aber sowas von! Ich könnte ein ganzes Heft damit füllen ... 😉
Ich hoffe, der Bericht war lesenswert, aber noch viel mehr hoffe ich, dass euch der Roman gefallen hat.
In diesem Sinne,
hic sunt dracones